Leistungsschutzrechtswahnsinn

Wie in den Medien schon überall zu lesen war, hat sich die Bundesregierung nun zu einem Gesetzentwurf für das Leistungsschutzrecht durchgerungen. Was dies für das freie Internet bedeutet, wir sich zeigen, aber “wir” – die Internet-Gemeinde (TM) – sind davon alles andere als begeistert.

Zu den rechtlichen Problemen haben sich bereits Udo Vetter und Thomas Stadler geäußert.

Udo Vetter schreibt:

[…] Neben Suchmaschinen sollen nun auch Dienste erfasst werden, die Informationen “entsprechend” aufbereiten. Das dürfte sich vornehmlich gegen Aggregatoren richten, die Pressemeldungen zusammenfassen und auf Endgeräten hübsch aufbereiten. Dienste wie Flipboard oder Rivva etwa.

Davon wird die Welt nicht untergehen, könnte man sagen. Allerdings ist jeder Anwendungsfalls des Leistungsschutzrechts einer zu viel. Das Gesetz schränkt faktisch die Meinungsfreiheit ein. Was zum Beispiel nach dem geltenden Urheberrecht noch als Zitat zulässig ist, wird nun durch das Leistungsschutzrecht kostenpflichtig. Oder sogar verboten. Nämlich dann, wenn sich Verleger dazu entscheiden, nicht die Hand aufzuhalten, sondern Unterlassung zu verlangen. Auch das Mundtot-Machen ist nämlich eine Alternative des Leistungsschutzsrechts.

Fakt ist, dass die Zeitungsverlage knapp 20 Jahre lang keine konstruktive Antwort auf die digitale Herausforderung gefunden haben. Es gibt Stimmen, die meinen, sie haben einfach gepennt. Nun lassen sie sich einen staatlichen Rettungsschirm spannen. Richtig wäre es, sie im Regen stehen zu lassen. “Alte, überholte Geschäftsmodelle” haben nichts anderes verdient.

Zu den Auswirkungen des Gesetzes vermutet Thomas Stadler, “dass Google Verlagsinhalte gezielt aussperrt, sofern es mit dem betreffenden Verlag keine ausdrückliche Vereinbarung gibt”. Dies wäre aber, so Stadler, “kaum im Sinne der großen Verlage, weil ihre Inhalte dann über Suchmaschinen nämlich nicht mehr auffindbar sein werden”.

Mario Sixtus hat den Erklärbär gespielt und das Leistungsschutzrecht in der aktuellen Folge des Elektrischen Reporters behandelt.

Ausführliche Informationen finden sich bei netzpolitik.org und iRights.info.

Abschließend möchte ich noch auf einen Artikel bei perlentaucher.de hinweisen. Da im Zusammenhang mit dem Leistungsschutzrecht auch immer so schön von der “Kostenlosmentalität” im Internet gesprochen wird und dass diese ein Ende haben müsse, schreiben die Autoren treffend:

[…] Nein, kostenlos ist zunächst einmal das Internet. Alle nutzen es, allein der Zugang kostet Geld. Dass es kostenlos ist, verdankt sich Pionieren aus der freien Software-Bewegung wie Richard Stallman, amerikanischen Universitäten, Tim Berners-Lee, seinerzeit am CERN, dem Fraunhofer-Institut, Linus Torvalds und unzähligen anderen Programmieren, die diese Strukturen aufgebaut und die Öffentlichkeit revolutioniert haben, ohne je auf die Idee gekommen zu sein, dafür die Hand aufzuhalten. Diese Kostenlosmentalität ist es, die von den Repräsentanten der überkommenen Medien verhöhnt wird […]

Das kann man unbesehen so stehen lassen.

Ich habe keinen Bock mehr…

Ich muss ein Bekenntnis machen: Ich habe keinen Bock mehr:

  • Ich habe keinen Bock mehr auf eine Industrie, die ihre eigenen Kunden zu Verbrechern erklärt.
  • Ich habe keinen Bock mehr auf eine Industrie, die ständig den Abbau von Grundrechten fordert.
  • Ich habe keinen Bock mehr auf eine Industrie, die ständig mehr Privilegien fordert.

Ich rede von der Medien-, Film-, und Musikindustrie und ihren Lobby-Verbänden, allen voran dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI), dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU).

Liebe Medienmogule: Ihr könnt mich mal! Solange ihr ständig kommt und mich nicht als Kunden, sondern als Verbrecher behandelt kaufe ich euren Kram einfach nicht mehr.

Und nur um das klar zu stellen: Nicht eure Künstler habe mich als Fans verloren, nein ihr habt mich als Kunden verloren (Ob ihr mich zurück gewinnt, liegt also an euch) Wenn ihr wirklich die Interessen eurer Künstler vertretet, wie ihr ja immer behauptet, solltet ihr vielleicht einmal verbal abrüsten.

  • Für den Anfang könntet ihr euch ja mal für den Begriff „Raubkopierer“ entschuldigen.
  • Ihr könntet euch für diese Unsägliche „Raubkopierer sind Verbrecher“-Kampagne entschuldigen.
  • Ihr könntet mal einräumen, dass die Schutzfristen lang genug sind und nicht weiter ausgebaut werden müssen.

Dann würden wir euch auch nicht mehr als Content-Mafia bezeichnen.

Wie gesagt: Es liegt an euch.

Ich habe Alternativen, zum Beispiel hier und hier und hier.

Was habt ihr? Nix. Nur so komische Forderungen wie Warnmodelle, 2/3-Strikes und ACTA/SOPA/PIPA/CETA/IPRED und wie die Scheiße sonst noch heißt.

Your turn.

Sanierung des Lokschuppens – Eine verpasste Gelegenheit?

Seit Anfang August ist es nun offiziell: Der alte Ringlokschuppen von Bad Homburg bekommt ein neues Innenleben. Zuerst einmal ist es gut, wenn alte Gebäude neu genutzt werden. Denn diese Gebäude geben Städten eine Geschichte.

Baumaßnahmen am Bad Homburger Lokschuppen

Baumaßnahmen am alten Bad Homburger Lokschuppen (CC BY-SA)

Persönlich finde ich nur die Art der Nutzung schade. Es werden (Überraschung) Büroflächen entstehen. In einer Stadt, in der derzeit immer noch Leerstände bei den Büroflächen herrschen. Wer es nicht glaubt, muss einfach nur mal an den entsprechenden Gebäuden ein Blick auf die Klingelschilder bzw. die beschilderten Briefkästen werfen.

Aus der Presseerklärung der Taunus Sparkasse heißt es:

“Nun wird das historische Gebäude saniert und zu einem großflächigen und exklusiven Bürogebäude mit einer vermietbaren Fläche von knapp 2.700 Quadratmetern umgebaut.”

Und die Stadt Bad Homburg jubelt:

Ebenfalls im Gewerbegebiet Bahnhof Süd ist gestern der Startschuss für die Sanierung des Lokschuppens und der Errichtung eines Bürogebäudes durch die Taunus Sparkasse gegeben worden. Mit dem Lokschuppen wird ein einzigartiges Industrie- und Verkehrsdenkmal endlich saniert und für die Nachwelt erhalten. Nebenan entstehen in einem Neubau attraktive Arbeitsplätze.

Ich frage mich nun, ob der alte Lokschuppen nicht anderweitig hätte genutzt werden können, zum Beispiel als Open Space oder als Fablab. einem Ort also, an denen sich die Menschen treffen, austauschen und Wissen erwerben können.

Ich denke, dass in einer Zeit, in der unser Wirtschaftssystem in der Krise steckt, ein solcher Ort des offenen Wissenserwerbs oder der Peer-Production durchaus eine Bereicherung für eine Stadt wie Bad Homburg hätte werden können.

Aber die Entscheidung ist gefallen. Alles weitere wird die Zukunft zeigen.

Spätsommer

So langsam merkt man, dass der Sommer dem Ende entgegengeht. Das Obst wird langsam reif und das Laub der Bäume hat sich im Laufe der Zeit vom hellen Grün des Frühjahrs zu dem dunklen Grün des Spätsommers verfärbt. In unserem Garten blühen derweil die einjährigen Sommerblumen um die Wette, allen voran die Ringelblumen. Hier die Bilder.

Selbstredend stehen die Bilder alle Creative Commons Lizenzvertrag unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.

Declaration of Internet Freedom – Erklärung der Internetfreiheit

Declaration of Internet Freedom

Der folgende Text ist eine Übersetzung der englischen Orginalversion und ist von internetdeclaration.org übernommen worden:

Einleitung

Wir glauben, dass ein freies und offenes Internet eine bessere Welt herbeiführen kann. Um das Internet frei und offen zu halten, rufen wir Gemeinschaften, Industrie und Staaten dazu auf, diese Prinzipien anzuerkennen. Wir glauben, dass diese mehr Kreativität, mehr Innovationen und offenere Gesellschaften herbeiführen werden.

Wir beteiligen uns an einer internationalen Bewegung, um unsere Freiheit zu verteidigen, weil wir glauben, dass sie es wert sind, dafür zu kämpfen.

Lasst uns diese Prinzipien diskutieren – stimmt mit ihnen überein oder lehnt sie ab, diskutiert sie, übersetzt sie, macht sie euch zu eigen, weitet die Debatten mit eurer Gemeinde aus – so wie das Internet es ermöglichen kann.

Schließt euch uns an, das Internet frei und offen zu halten.

ERKLÄRUNG

Wir stehen für ein freies und offenes Internet.

Wir unterstützen transparente und partizipatorische Prozesse für die Erstellung einer Internetpolitik und die Etablierung von fünf grundlegenden Prinzipien:

Äußerung: Das Internet darf nicht zensiert werden.
Zugang: Fördert universellen Zugang zu schnellen und erschwinglichen Netzwerken.
Offenheit: Behaltet das Internet als ein offenes Netzwerk, in dem jeder die Freiheit hat, sich zu vernetzen, zu kommunizieren, zu schreiben, zu lesen, anzusehen, zu reden, zuzuhören, zu lernen, zu schöpfen und innovativ tätig zu sein.
Innovation: Schützt die Freiheit ohne Erlaubnis Innovationen umzusetzen und schöpferisch tätig zu sein. Blockiert keine neuen Technologien und bestraft keine Innovatoren für die Handlungen ihrer Nutzer.
Privatsphäre: Schützt die Privatsphäre und verteidigt jedermanns Fähigkeit zu kontrollieren, wie ihre Daten und Geräte genutzt werden.

Fundstücke in Woche 30

Zuerst ein bischen Streetart:

Fear is a prisonStreetart – Fear is a prison /by anonymiss()despora.de

Streetart from Portland
Streetart from Portland – Quelle: Indymedia.org /by saintgoldie()joindiaspora.com

STREET ART UTOPIA - By Dihzahyners Project - In Beirut, Lebanon
Quelle: STREET ART UTOPIA /by satanik()joindiaspora.com

Und hier noch eine klasse Zeichnung aus der Streampunk-Ecke:

Steampunk by gvozdariki
Steampunk by gvozdariki /by lcromerol()joindiaspora.com

Der Bayern2-Zündfunk über Überwachung und Indect

Der Zündfunk-Generator der Bayrischen Rundfunks hat sich vor 2 Wochen mit Überwachung beschäftigt uns stellt die Frage, wer in Zukunft für unsere Sicherheit sorgen soll – und wie und wer wirklich von der Überwachung profitiert.

Zündfunk Generator: Beschützer oder Stalker – Wie der Staat uns ganz nahe kommen will

Kameras, Drohnen und Apps sollen unser Leben sicherer machen. Staaten forschen auch längst an Systemen, die alle diese Informationen verbinden. Die EU zum Beispiel lässt forschen, für- Zitat – “die Sicherheit der Bürger”. So heißt es jedenfalls auf der Homepage von Indect, einem Projekt, an dem seit 2009 gearbeitet wird.

Indect soll die Daten von Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen, Sozialen Netzwerken, Suchmaschinen, staatlichen Datenbanken und sogar Drohnen miteinander vernetzten, um so mögliche Straftäter schneller zu entdecken. Intelligentere Technik soll uns vor neuen Bedrohungen schützen – denn die sehen Regierungen überall: Schurkenstaaten, Terroristen, Schläfer.

Aber wird die Gesellschaft sicherer durch mehr Sicherheitstechnik? Und werden wir dadurch endgültig zum gläsernen Menschen – oder ist das nur Panikmache von Verschwörungstheoretikern?

Der Podcast kann als mp3 heruntergeladen werden

Netzpolitik.TV 075 über Freifunk

Jürgen Neumann vom Förderverein freier Funknetze e.V. spricht über das Projekt “FreedomfighterBox“ und die Auswirkungen der WLAN-Störerhaftung.

Mehr Informationen zu dem Thema finden sich auch auf der Seite von Freifunk statt Angst.

Fundstücke auf Diaspora* – Grafik und Kunst

Auf diaspora* wird viel aus dem Umfeld von Occupy und Anonymous gepostet. Hier ein paar Fundsachen von heute:

We are legion, expect us

We are legion, expect us

Quelle

Anonymous - Project Freedom

Anonymous – Project Freedom

Quelle

Und hier noch eine andere Sicht auf Copyright und Zensur von Paul Mutant aus Budapest:

"This Painting is Not Available in Your Country" (CC BY-NC-ND)

“This Painting is Not Available in Your Country” (CC BY-NC-ND)

Sammlerstücke

Seit Herbst letzten Jahres bin ich auch auf diaspora*, dem dezentralen Sozialen Netzwerk unterwegs und stoße dort immer wieder auf gute Inhalte, witzige Grafiken und andere interessante Dinge. Da manches dort auch ab und an wieder verschwindet, werde ich einen Teil davon auch hier auf dem Blog “spiegeln”, sofern es sich um frei lizenzierte Inhalte handelt oder das Weitergeben von den Autoren gestattet wird.

Ich hoffe, dass euch diese Dinge auch gefallen werden.