An alle, die immer sagen “Ich habe nichts zu verbergen”

Stimmt, ihr habt nichts (mehr) zu verbergen. Aber es liegt nicht mehr in Eurer Hand zu entscheiden, ob ihr etwas oder ob ihr nichts zu verbergen habt. Das entscheiden die Geheimdienste nach eigenem Gutdünken.
Ähnlich, wie früher die Inquisition. Nur die Methoden sind feiner geworden. Also immer schön der Masse folgen und nicht auffallen, dann passiert Euch auch nichts. Denn ihr habt ja nichts zu verbergen, oder etwa doch?

Falls ja, hier ein paar Dinge zum Nachdenken:

Ein ARD-Interview mit Jacob Appelbaum vom 06.09.2013 (Englisch)

Die Rede von Anne Roth auf der Demo Freiheit statt Angst vom 07.09.2013

Und wer sich über die netzpolitischen Positionen der Parteien informieren will, für den hat Anne Roth in ihrem Blog ein paar Links zusammengetragen.

Warum wir von Grundrechten statt von Bürgerrechten sprechen müssen…

Darauf weist John F. Nebel drüben bei Metronaut hin.

  • Bürgerrechte = Grundrechte, die nur Deutschen zustehen (z.B. das Wahlrecht).
  • Menschenrechte = Grundrechte, die allen Menschen zustehen (z.B. die Menschenwürde).

Am besten ist das am folgenden Schaubild zu sehen, dass die Bundeszentrale für politische Bildung erstellt hat.

Grundrechte und Buergerrechte

Unterschied zwischen Grundrechten und Bürgerrechten
Bundeszentrale für politische Bildung – CC BY-NC-ND

In diesem Zusammenhang wird auch die Blödheit des Merkel-Spruches vom deutschen Recht, das auf deutschem Boden zu gelten habe, deutlich. Denn die Freiheit vor Überwachung und Verdächtigung ist ja kein Bürgerrecht, es ist ein Menschenrecht.

Am kommenden Samstag (07.09.) kann man somit in Berlin für Grund- bzw. Menschenrechte auf die Straße gehen.

1 Jahr diaspora* als Community-Projekt

Heute vor einem Jahr wurde diaspora*, das im Jahr 2010 von 4 Programmierern aus der Taufe gehoben wurde und auf Kickstarter 200.000 US-Dollar von Unterstützern bekam, an die Community übergeben. Seit dem kümmern sich Freiwillige weltweit um die Weiterentwicklung der Software.

Laut dem Kernteam von diaspora* hat das letzte Jahr einige Fortschritte mit sich gebracht:

  • Loomio wurde zum Zentralen Entscheidungswerkzeug der Community. Jeder kann dort Meinungen, Ideen, Anregungen und Vorhaben zur Diskussion stellen, um das Projekt weiter zu bringen.
  • Es wurden mehrere große Software-Updates veröffentlicht inklusive Verbesserungen bei der Performance und der Architektur sowie zahlreiche neue Features;
  • Es wurden einige Verbesserungen beim Design von diaspora* vorgenommen, um die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern;
  • Es wurde mit diasporafoundation.org eine neue Seite für das Projekt veröffentlicht und zur zentralen Anlaufstelle für Entwickler, Pod-Betreiber und Nutzer;
  • Unter wiki.diasporafoundation.org findet sich nun das Wiki für das Projekt
  • Es wurde viel Arbeit in die Vereinfachung der Installation und die Portierung für viele unterschiedliche Betriebssysteme investiert.

Diaspora* wird nun als eigene Stiftung unter dem Dach des Free Software Support Network weiterentwickelt. Das Netzwerk hält als Treuhänder für die Diaspora*-Community die Vermögenswerte des Projektes (Trademark, Programmcode, den Pod joindiaspora.com und die Geldmittel). Außerdem kann das Netzwerk Spenden für das Projekt annehmen und kümmert sich um alle rechtlichen Belange, so daß sich die Entwicklercommunity auf ihre Arbeit konzentrieren kann.

Die wichtigsten Dinge, die bei diaspora* auf der Agenda stehen, sind:

  • das Auslagern des Programmcodes für die Kommunikation zwischen den Servern in einen eigenen Bereich, um die Programmbasis stabiler zu machen;
  • die Schaffung einer eigene API für diaspora*, um die Kommunikation mit anderen Apps und Plattformen zu vereinfachen;
  • das Erarbeiten eines standardisierten Protokolls in Zusammenarbeit mit anderen dezentralen sozialen Netzwerken;
  • das einbauen zusätzlicher Features (z.B. Chat), um diaspora* für mehr Nutzer attraktiv zu machen.

Im Rahmen der Veröffentlichungen von Edward Snowden zu den Spionage-Programmen der amerikanischen NSA und des britischen Geheimdienstes GHCQ steigt derzeit das Interesse an dezentralen Netzwerken. Ob dieses anhält und damit Netzwerke wie diaspora* oder Friendica zu echten alternativen zu Facebook und Co. erwachsen, bleibt zu hoffen.

Pünktlich zum 1. Jahr veröffentlicht die diasporafoundation die Version 0.2.0.0 der Software.

Mal wieder den Lötkolben entstauben

Nach der Hitze bedingten Sommerpause habe ich am letzten Wochenende wieder meinen Lötkolben entstaubt und und mir einen LED-Würfel aus 64 blauen 5mm-LEDs gebaut. Da ich keine matten LEDs auftreiben konnte, habe ich die klaren Dioden mit 400er Schleifpapier etwas bearbeitet. Das sah dann so aus:

LEDs vor und nach der Bearbeitung

LEDs vor (unten) und nach (oben) der Bearbeitung

Das Leuchten der matten und klaren LED

Das Leuchten der matten (links) und klaren (rechts) LED

Das Mattieren der LEDs mit dem Schleifpapier war eine ziemliche Fummelarbeit, aber wie man auf dem Bild oben sehen kann, streut das Licht dann besser und die LEDs leuchten komplett blau auf.

Nachdem ich die ersten 16 LEDs einer ersten Ebene zusammen gelötet hatte, habe ich diese auf ein Breadboard montiert und mit meinem Arduino UNO ein erstes kleines Testprogramm drauf laufen lassen. Da ich nicht alle Anoden-Pins anschließen wollte, hatte ich den Test nur mit 8 der 16 LEDs durchgeführt, aber man bekam schon einmal einen ersten Eindruck.

Erste Ebene für meinen 4x4x4er LED-Cube

Erste Ebene für meinen 4x4x4er LED-Cube

Bewegt sieht das ganze dann so aus:

Sonntag Abend hatte ich dann alle 64 LEDs zusammen gebaut und konnte dann die ersten Testläufe machen.

Der fertige Cube

Der fertige Cube

Den Würfel habe ich dabei an einen Arduino MEGA 2560 angeschlossen. Die Schaltung selbst könnt ihr auf instructables nachschauen.

[Update] Hier noch ein kurzes Video meines Cubes:

Und das ist der Code, der das ganze erzeugt:


int LEDPin[] = {30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45};
int PlanePin[] = {22, 23, 24, 25};

int pin; // loop counter für die Ebenen
int apin; // alternative Ebene
int col; // loop counter für die Säulen
int col2;
int col3;

void setup() {
// set up LED pins as output (active HIGH)
for (col=0; col<16; col++) { pinMode( LEDPin[col], OUTPUT ); } // set up plane pins as outputs (active LOW) for (pin=0; pin<4; pin++) { pinMode( PlanePin[pin], OUTPUT ); } randomSeed(analogRead(0)); // Analog-Port einlesen für die Zufalls-Funktion) } void loop() { pin = random(4); apin = random(4); col = random(16); col2 = random(16); col3 = random(16); if (col==col2) { if ((col2 < 15) && (col2 > 2)) {
col2=col2-2;
}
else { col2=col2+2; }
}
digitalWrite( PlanePin[pin], HIGH);
digitalWrite( LEDPin[col3], LOW);
digitalWrite( LEDPin[col], HIGH);
delay(200);
digitalWrite( PlanePin[apin], HIGH);
digitalWrite( LEDPin[col2], HIGH);
delay(200);
digitalWrite( LEDPin[col], LOW);
delay(50);
digitalWrite( LEDPin[col3], HIGH);
digitalWrite( LEDPin[col2], LOW);
digitalWrite( PlanePin[pin], LOW);
digitalWrite( PlanePin[apin], LOW);
}

Der Palmengarten im Hochsommer

Letzten Donnerstag bin ich nach der Arbeit noch einmal kurz in den Frankfurter Palmengarten; die Jahreskarte muss sich ja lohnen. Zu schauen gibt es eigentlich immer was. Jetzt im Hochsommer sind dies vor allem die Außenanlagen, wie die Steppenwiese oder der Kakteengarten beim Tropicarium oder der Steingarten.

Die Steppenwiese steht jetzt im Sommer noch in voller Blüte, durchzogen von den hohen Gräsern hier und da.

Aber auch die Freunde von Kakteen kommen jetzt im Hochsommer auf ihre Kosten. Wer blühende Kakteen sehen will, sollte jetzt im Hochsommer in den Palmengarten gehen. Mit etwas Glück früh morgens oder bei einer der Abendführungen bekommt man sogar die Blüten der großen Säulenkakteen zu sehen. Am Tag sind diese geschlossen oder schon verblüht.

Selbst die Pflanzen im Dornwald-Bereich des Tropicariums sind mitten im Wachstum und sehen so ganz anders aus, als im Winter und zeitigen Frühjahr.

Dank der Jahreskarte kann ich nun öfter solche kurzen Besuche im Palmengarten machen. Im Zweifel kann man sich auch einfach mit etwas zu lesen irgendwo hin setzen. Bücher habe ich auch genügend, die noch gelesen werden wollen.

Fefe sagt: Wir haben die Werkzeuge gegen NSA & Co…

Den folgenden mopse ich mir einmal von Fefes Blog, weil er versucht, gegen die “Man kann doch eh nichts machen”-Haltung im Angesicht der Snowden-Enthüllungen anzuschreiben.

Sein Fazit: Wir haben die Werkzeuge gegen NSA & Co. Wir müssen sie nur nutzen.

Ich möchte mal eine Sache explizit ansprechen, die gerade ein bisschen untergeht. Wir als Hacker-Community leben ja seit vielen Jahren mit der praktischen Gewissheit, dass die Dienste das Internet so gut wie komplett abschnorcheln. Wir wissen einfach, was geht, und es braucht ja keinen Raketentechniker für den Gedankengang, dass wenn es möglich ist, es auch einige Geheimdienste machen werden. Teuer spielt keine Rolle, das wissen wir spätestens aus dem Kalten Krieg (die Geschichte von solchen Spezialubooten kursierte jahrelang, bevor sie es zur New York Times und in die Wikipedia schaffte). Wenn man sich jetzt das bekannt gewordene Ausmaß des Abschnorchelns anguckt, ist niemand wirklich überrascht aus der Technik-Community, wir haben darüber seit vielen Jahren auf den CCC-Kongressen geredet. Aber, und das ist, was ich jetzt mal sagen möchte: Wir haben gegengesteuert. Nein, wir haben nicht verhindern können, dass die Dienste alles tun, um unsere Daten zu klauen. Aber wir haben freie Software geschaffen. Und ich meine jetzt nicht nur PGP und TrueCrypt. Wir als Community haben auch FreeBSD und Linux geschaffen, wir haben Firefox als Open Source Browser, wir haben Jabber-Clients noch und nöcher, wir haben OpenSSL und co. Jede einzelne dieser Technologien hat Schwächen, keine Frage. Aber stellt euch mal vor, das gäbe es alles nicht!

Hier gehen gerade verzweifelte Mails ein, ob sich der Einsatz von PGP denn überhaupt lohne, wenn man davon ausgehen müsse, dass das Windows darunter Hintertüren hat. DAS IST GENAU DER PUNKT. Es gibt Alternativen. Das hat viel Schweiß und Mühe gekostet, die soweit zu bringen, dass man mit ihnen arbeiten kann. Muss man sich dabei etwas zurücknehmen gegenüber polierten kommerziellen Systemen? Kommt drauf an. Ich als Softwareentwickler empfinde eher Arbeiten unter Windows als zurücknehmen. Grafikdesigner werden das möglicherweise anders erleben.

Aber dass wir überhaupt eine Infrastruktur haben, in der die Dienste sich gezwungen sehen, bei Google und Microsoft die entschlüsselten Daten abzugreifen, weil wir internetweit Verschlüsselung ausgerollt haben, das ist ein großer Sieg. Klar ist das alles immer noch nicht befriedigend. Schöner wäre es, wenn das Internet eine Blümchenwiese wäre. Aber wir haben es geschafft, dass man, wenn man will, gänzlich ohne Software-Hintertüren arbeiten kann. Wie weit man dabei gehen will, hängt natürlich von jedem einzelnen ab. Aber zur Not kann man heutzutage auch sein BIOS als Open Source haben.

Natürlich können auch in Linux und OpenBIOS theoretisch Hintertüren sein. Das liegt an jedem von euch, sich da genug einzulesen, um seinen Teil mitzuhelfen, die Wahrscheinlichkeit dafür zu senken. Muss man dann natürlich auch tun. Die Software kann man zwar kostenlos runterladen, aber man zahlt dann eben auf andere Art. Indem man sich einbringt.

Kurz gesagt: Dass wir überhaupt ein Gegenmodell zu “alle setzen walled garden backdoored NSA-technologie ein” haben, das ist ein immenser Sieg, der in den 80er Jahren, als diese ganzen Geschichten hochblubberten, wie ein feuchter Fiebertraum wirkte. Wir haben immens viel geschafft. Es liegt an uns, das konsequent einzusetzen und konsequent weiterzuentwickeln. Und es ist eure verdammte Pflicht, nachfolgenden Generationen dieses Stückchen Hoffnung zu erhalten. Helft mit!

Update: Um das mal ganz klar zu sagen: Linux einsetzen und Verschlüsseln ist keine Lösung für alles. Per Trafficanalyse wissen die immer noch, wer wann mit wem geredet hat. Nur nicht mehr notwendigerweise worüber. Das sehen die nur, wenn einer der Gesprächsteilnehmer Hintertüren im System hatte oder das dann auch auf Facebook oder Twitter rausposaunt oder bloggt. Open Source ist ein Werkzeug, nicht die Lösung. Ihr müsst auch euer Verhalten entsprechend ändern.

Neues Spielzeug (Update)

Seit ein paar Tagen bin ich nun Besitzer eines RaspberryPi’s.

RaspberryPi (Modell B)

Mein RaspberryPi (Modell B). Auf diesem läuft der Webserver nginx und die Cloud-Software OwnCloud

Nun bin ich am überlegen, was ich damit so anstellen kann. Als erstes habe ich ein paar Server-Dienste auf den Pi geworfen und im Router eine Port-Weiterleitung aktiviert. Wer also über http auf rasbpi.volkersworld.de geht, den reicht mein Router über Port 80 (HTTP) an meinen Raspberry weiter auf dem ein kleiner Webserver läuft.

Theoretisch kann man also hier noch einiges mehr machen:

  • Media-Streaming (hier wird einem aber meist die Upload-Bandbreite einen Strich durch die Rechnung machen und durch die Drosselpläne der Telekom wird es noch blöder, aber Lieschen Müller klickt ja eh nur Ebay und Amazon und irgendwelche Reise- und Kochseiten)
  • Eigenen Email-Server laufen lassen
  • Einen FTP-Server anbinden (auch wieder die Bandbreite)
  • Ein Blog betreiben
  • Einen Tor-Knoten laufen lassen (Bandbreite *hust*)

Naja, mal schauen, was ich mir so ausdenke.

[Update] Habe mir nun OwnCloud auf meinem RaspberryPi installiert. Eine Anleitung, wie man dies über die Kommando-Zeile via SSH macht, findet sich im Raspberry.de-Forum.

Meine kleine Wolke

OwnCloud – Meine kleine Wolke

Zensus 2011 – Datenvisualisierung von OpenDataCity

Vor 2 Jahren hatte die Volkszählung (genannt Zensus 2011) für eine gewisse Aufmerksamkeit und Kritik gesorgt. Heute hat das Statistische Bundesamt nun die Daten veröffentlicht. Die Aktivisten von OpenDataCity haben aus einem Teil der Daten eine interaktive Karte gebaut, auf der man sich für die einzelnen Landkreise in Deutschland bis jetzt Daten zur Bevölkerung (Anteil Ausländer, Anteil Frauen, Anteil über 65 Jahren) sowie zur Wohnungssituation (Eigentumswohnungen, Leerstand, Wohngebäude 50-69, Wohngebäude nach 2000, Wohngebäude vor 1919) visualisiert darstellen lassen kann. Weitere Auswertungen folgen, die Karte ist noch im Entstehen.

Für das Rhein-Main-Gebiet sieht der Anteil der Menschen über 65 Jahren zum Beispiel wie folgt aus:

Das Karte wurde, wie bereits geschrieben, von OpenDataCity im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung realisiert und steht unter der Creative Commons Lizenz CC:by.

Dies war möglich, weil das Statistische Bundesamt die entsprechenden statistischen Daten (nicht die Zensus-Rohdaten) veröffentlicht hat.

Mehr zum Thema bei netzpolitik.org sowie auf den Seiten des Statistischen Bundesamtes.

Samstag im Palmengarten

Letzten Sonntag war ich wieder einmal im Frankfurter Palmengarten. Es gab dort eine Ausstellung mit dem Titel “Aus der neuen Welt”. Thema der Ausstellung waren die Pflanzen aus der neuen Welt, die heute entweder unsere Gärten oder unseren Teller bereichern. Dass Kartoffeln, Tomaten, Mais, Kakao und Kaffee ihren Ursprung in Amerika haben, wissen viele noch. Dass Blumen wie die Tagetes oder Nahrungspflanzen wie Erdnüsse oder Bohnen aus Amerika stammen, wissen wohl eher wenige. Mir persönlich war aber völlig unbekannt, dass unsere moderne Gartenerdbeere aus der Kreuzung von zwei amerikanischen Erdbeerarten entstanden ist. Tja, man lernt halt nie aus.

Danach bin ich dann noch durch die Schauhäuser und Beete der Außenanlagen gelaufen und habe Fotos gemacht. Leider waren die meisten Frühlingsblüten schon verwelkt aber die Azaleen und Rhododendren stehen in voller Blüte. In ein paar Wochen sollten aber auch die Sommerblüher loslegen.

Kleine Randnotiz: Meine Kamera spuckt nicht nur Bilder als JPEG aus sondern beherrscht auch das RAW-Format. Hier werden die Rohdaten unkomprimiert gespeichert. Der Vorteil ist, dass man später am Rechner die Bilder in allen Einzelheiten nach bearbeiten kann (Korrektur von Belichtung, Schwarzpunkt, Farben, Weißabgleich und vieles andere mehr). Nachteil: Die Dateien sind um den Faktor 5 größer; es passen also weniger Bilder auf die Speicherkarte.

Als Anwendung für die Bearbeitung von RAW-Dateien bietet sich auf Linux-Systemen die Software Darktable an. Für Windows-Nutzer habe ich jetzt leider kein Tool parat.

Wie praktisch dies ist habe ich bei den Bildern, die ich durch eine Glasscheibe machen musste, gemerkt. Glas hat bekanntlich 2 blöde Eigenschaften, die einem Bilder versauen können.

  1. Sie spiegeln.
  2. Sie sind dreckig

Während man das Spiegeln dadurch reduziert, dass man das Objektiv an die Scheibe hält, kann man gegen Schmutz auf der Scheibe eher wenig machen. Die Fotos haben immer einen leicht hässlichen Grauschleier und wirken irgendwie verwaschen. Nimmt man aber das Foto im RAW-Format auf, kann man später den Schwarzpunkt und die Belichtung korrigieren. Speziell der Schwarzpunkt ist bei solchen Bildern sehr stark verschoben, so dass die Farben ausgeblichen wirken. Als Beispiel hier 2 Bilder. Oben die Originalbelichtung der Kamera, darunter das Bild nach der Korrektur:

Dies ist das original-Bild

Dies ist das original-Bild

Nach Korrektur

Nach der Korrektur von Belichtung und den Schwarzpunkt

Der Unterschied ist schon erheblich. Ich für meinen Teil werde nun häufiger mit dem RAW-Format arbeiten.

[Update] Ich habe noch ein paar Bilder hochgeladen, die ich hier noch einbinde.

3 Tage re:publica 2013 in Berlin

Nun sitze ich im ICE auf der Rückfahrt nach Frankfurt und denke über die 3 Tage re:publica nach. Ich frage mich, was ich aus diesen 3 Tagen mitgenommen habe.

Es war wieder größer, als im letzten Jahr, mehr Besucher, mehr Speaker, mehr Talks, mehr Themen, mehr Bühnen. Diese zunehmende Größe hat die Orga wieder super gemeistert und selbst den Witz über eine Netzkonferenz ohne Netz zur Urban Legend werden lassen. Auch der Open Space wurde, im Gegensatz zum letzten Jahr, mehr genutzt. Es wurden Workshops und BarCamps abgehalten.

Das Motto der re:publica war in/side/out und so manch einer der Besucher konnte damit nicht so ganz was anfangen. Wenn ich die Organisatoren aber richtig verstanden habe ist dies als Appell zu verstehen. Der Appell an uns (die Netzgemeinde, Blogger, Digital Natives oder welches Label wir uns / man uns auch immer anpinnt) die Kluft endlich zu überbrücken, endlich die Outsider der digitalen Welt zu erreichen, endlich das Schweigen zwischen Insidern (uns) und Outsidern (denen) zu brechen.

Dieses Schweigen, dieses nicht verstehen können oder wollen, erlebe ich selbst in meiner eigenen Familie. Ich bin im Grunde genommen der einzige, der das Internet halbwegs nutzt, für den es mehr ist als ein bisschen Youtube, Facebook und amazon klicken. Ich blogge, nutze twitter und dezentrale Netzwerke wie diaspora oder identi.ca, kenne IRC und XMPP. Ich habe auf meinem Webspace meinen eigenen Feedreader und mit piwik mein eigenes Statistik-Tool laufen.

Für mich ist das Netz Lebensraum. Es ist Teil meines Alltags. Es ist Quelle von Kultur, Musik, Texten, Kontakten, Inspirationen, Impressionen, Gedanken, Ideen, Freude, Trauer.

Für die anderen in meiner Familie ist das Internet irgendwie etwas seltsamen. Sie wissen, dass es dieses Ding gibt aber kennen tun sie es nicht. Sie haben keine PCs und stecken im Grunde genommen noch völlig in der analogen Welt. Wenn sie vom Internet hören, dann sind es immer die Horrorgeschichten der Totholz-Medien über beispielsweise gemobbte Kinder.

Die re:publica scheint vermehrt die nachfolgende Generation als Thema zu entdecken; also die Kinder/Enkel/Nichten/Neffen der Generation, die das digitale erschlossen hat, die das offene und freie Netz erschaffen und besiedelt hat. Wohl auch, weil diejenigen, die das Netz in den 90er und 2000er Jahren für sich entdeckt haben, nun selbst Eltern sind oder werden. Für deren Kinder ist das Digitale heute so alltäglich, wie dies für uns damals Fernsehen, Radio, Zeitung und Bücher waren.

Die Kinder der “Digital Natives” beherrschen schon im Kleinkindalter Smartphones und Tablets, ja manche lernen mit Programmiersprachen lesen und schreiben. Für diese Kinder sind Internet und digitale Technik heute so Alltag, wie es für uns – die Generation C64 – in den 70ern und 80ern die „alten“ Medien waren. Für die Kinder heute ist ein Gerät ohne Internet defekt, nicht in vollem Umfang nutzbar. Für sie ist Internet so normal, wie Strom, Wasser, Telefon.

Aber wie dürfen auch nicht die Kinder vergessen, deren Eltern nicht zu der Generation der digitalen Kolonisten gehören. Dort ist die Kluft zwischen den Netzkindern und deren Eltern noch viel größer, die Ängste und Befürchtungen noch viel massiver. Tanja und Johnny Haeusler haben diese Sorge in ihrem Vortrag überspitzt so formuliert:

  • Die sich sorgen um Kinder, die zuviele Games spielen. Um Kinder, die zuviel spielen.
  • Die sich sorgen um Jugendliche an Smartphones, die die ganze Zeit mit ihren Freunden plaudern. Um Jugendliche. Die mit ihren Freunden plaudern.

Aber auch hier lernen die Kinder, durch ihre Freunde und – für Kinder typisch – Versuch und Irrtum. Sie lernen dies im Zweifel ohne uns, ohne unsere Aufsicht, ohne unsere Zustimmung. Innovation without permission. Deshalb sind uns diese Kinder überlegen. Wir haben Angst vor Fehlern, für Kinder sind Fehler normal. Vielleicht, so die Erkenntnis aus manchen Vorträgen, sollten wir einfach mehr Vertrauen in die Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen haben. Das heißt nicht, dass wir sie alleine in die digitalen Welten aufbrechen lassen sollen, aber wir sollten uns auch nicht davor fürchten. Und wenn wir dann etwas von ihnen lernen können, sollten wir dies tun.

Fazit

Für mich wird es wohl eine re:publica 14 geben. Hoffentlich mit mehr Kontakten und mehr Gesprächen, auf alle Fälle aber werde ich bei ein paar Workshops teilnehmen und vielleicht sogar als Helfer mitarbeiten.

Höhepunkt waren für mich die folgenden Vorträge/Talks:

Die Videos der Vorträge sind auf YouTube im re:publica-Kanal zu finden, die offiziellen Bilder auf flickr.

Meine Fotos schiebe ich noch hier rein, wenn das Hochladen von Bildern endlich wieder problemlos funktioniert und der blöde Server mir dies nicht mehr laufend mit einem http-Fehler quittiert.