Diaspora, SPD-Netzpolitik, ein (berechtigter) Presse-Rant

In meiner Filterblase hat sich die Woche vor allem so einiges zu Diaspora angesammelt. Darüber hinaus hat Anne Roth einen wundervollen Presse-Rant verfasst und die Berliner SPD entdeckt die Netzpolitik.

Diaspora*

Auf Facebook gibt es wieder eine Initiative, Leute für Diaspora zu interessieren, was komischerweise wohl zu teilweise heftigen Reaktionen auf Facebook geführt hat.

Aber wie hat das angefangen? Nun, Facebook hat vor kurzem die Möglichkeit eingeführt eigene Artikel gegen Geld hervorheben zu lassen; ungefähr so, wie es bei Google die gesponsorten Links gibt. Darüber hinaus scheint sich mittlerweile die Erkenntnis zu verbreiten, dass die eigene Pipeline nicht sooo ganz das zeigt, was man dachte (Stichwort: Facebooks Relevanz-Algorithmus). Wie das ganze aussieht, hat Christian Buggisch auf seinem Blog schön erklärt:

Man stelle sich vor: Ich schreibe einen neuen Blog-Beitrag mit dieser wunderbaren kostenlosen WordPress-Software, publiziere ihn – ihr bekommt ihn aber nicht zu sehen, weil ein WordPress-Algorithmus ihn nicht so wichtig findet. Oder man stelle sich vor: In eurem Mail-Posteingang wird es ein bisschen einsam. Nicht weil ihr weniger Mails bekommt, sondern weil eure E-Mail-Software euch nur diejenigen Mails zustellt, die sie wichtig genug findet.
Facebook – das asoziale Netzwerk

Nun mögen sich manche fragen, warum das ein Problem sein soll. Nun, das Internet ist in den letzten Jahren zu einem zunehmend wichtigen Teil unseres Alltags geworden. Es wird zu mehr genutzt, als sich nur einfach ein paar Bücher bei Amazon zu klicken oder sich irgendwelche Pornografie oder Katzenbilder herunter zu laden. Es wird zunehmend auch zu einem Instrument für Information, Bildung, politischer Willensbildung und Vernetzung.

Im Community-Bereich des Freitag hat the-babyshambler es wie folgt formuliert:

Im Informationszeitalter, in dem wir uns befinden, ist der freie Zugriff auf Information und die Möglichkeit der freien Verbreitung ebendieser kein reiner Luxus mehr, kein Zeitvertreib, kein Hobby. Freier Informationsfluss ist längst zur Grundlage einer freien Gesellschaft geworden und zu einem genuinen Bestandteil jeder echten demokratischen Ordnung – die wir anstreben.
Support DIASPORA* – Das System sind wir! – the-babyshambler/Der Freitag

Vor diesem Hintergrund sind wir darauf angewiesen, Informationen ungefiltert teilen und aufnehmen zu können, denn nur dann können wir unsere Filter selbstbestimmt ausrichten. Diese Filtersouverenität benötigt, wie Michael Seemann einmal feststellte, eine neutrale, offene Plattformen und dies ist Facebook nicht. Es war nie neutral, konnte es gar nicht sein. Das heißt nicht, dass man Facebook von heute auf morgen verlassen muss, aber wir brauchen Alternativen. Vor dem Hintergrund der Relevanz, die das Internet und Vernetzung heute hat, wäre es gefährlich sein digitales AlterEgo nur auf einen einzigen Anbieter zu stützen.

Eigentlich sollten wir aus der Biologie gelernt haben: Vielfalt macht ein System stabiler. Das gilt auch für die Digitale Welt.

Wer mehr über Diaspora* wissen will: In der letzten DiasporaNight auf TheRadio.CC gibt es mehr Informationen.

SPD-Netzpolitik

Die Berliner SPD hat wohl sich endlich dazu durchgerungen eine Position zur Netzpolitik zu beziehen. Auf einem Landesparteitag wurde ein Leitantrag zum Thema “Partizipation und digitale Teilhabe in der sozialen Stadt” beschlossen. Markus Beckedahl hat auf Netzpolitik.org das ganze einmal zerlegt und bewertet und ein durchaus positives Fazit gezogen.

Ein berechtigter Presse-Rant

Anne Roth hat auf ihrem Blog einen berechtigen Rant über die Tristesse im deutschen Online-Journalismus geschrieben. Sie fordert von den Redaktionen mehr Kooperation, Vernetzung und Interaktion und den Raum für Investigativen Journalismus zu nutzen. So schreibt sie:

Ja, sicher spielt Geschwindigkeit bei Nachrichten eine Rolle. Aber wie gesagt: wer aus welchem Vorstand zurückgetreten ist, wissen wir schon, das stand schon bei Twitter. Was fehlt, sind die Geschichten dahinter und drum herum.

Was fehlt, sind gut recherchierte Geschichten, mit Leuten, die etwas Neues zum Thema zu sagen haben. JournalistInnen wollen sie gern schreiben, wir wollen sie gern lesen. Und nicht über die ewig gleichen drei Themen oder die stetig wachsenden ‘Vermischtes’ ‘Panorama’-Rubriken.

Mein Fazit: Absolut lesenswert.

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